DIE LANDWIRTSCHAFT ALS SCHLÜSSELAKTEUR FÜR DAS LEBEN DER REGION

Während die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft natürlich darin besteht, Menschen zu ernähren, produziert sie auch eine Reihe von Non-Food-Produkten, die anderen Sektoren zugutekommen und bestimmte, manchmal isolierte Regionen fördern. So dient sie beispielsweise als Zulieferer für die Energie-, Textil- oder Bauindustrie. In Frankreich gibt es in der Wald- und Holzbranche mehr als 400.000 Arbeitsplätze, die sich natürlich in ländlichen, bewaldeten Regionen befinden. Neben dieser wirtschaftlichen Dimension spielt die Branche auch beim ökologischen Wandel und der Energiewende des Landes eine Schlüsselrolle.

Die Energiewende erweist sich im Übrigen als treibende Kraft bei der Verknüpfung von Landwirtschaft und Region. Der Agrarsektor, der für 24 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, setzt sich zunehmend dafür ein, seine negativen externen Effekte zu begrenzen, indem er seine Erzeugnisse weitestgehend verwertet. Immer öfter werden Glasfasern in Baumaterialien durch Naturfasern ersetzt. Und immer mehr landwirtschaftliche Produkte sind jetzt für die Produktion von Biokraftstoffen und Biogas bestimmt. 2016 gab es in Europa 17.662 Biogasanlagen, die größtenteils mit Ernterückständen und Mist befeuert wurden, gegenüber nur 6.227 im Jahr 2009. Diese neuen Aktivitäten, die neue Märkte für die Landwirte darstellen, fördern die ländlichen Gemeinden durch die Ansiedlung lokaler Industrien und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Umwelt- und Gesundheitsbelange begünstigen auch die Entwicklung einer besonders dynamischen ökologischen Landwirtschaft. Zwischen 2012 und 2017 wurden in Frankreich fast 50.000 Arbeitsplätze neu geschaffen und damit insgesamt die Zahl von 134.500 Arbeitsplätzen erreicht. Davon befinden sich 88.400 in landwirtschaftlichen Betrieben. In Wirklichkeit wird aber die gesamte Branche stimuliert, vor allem mit der Zunahme von Arbeitsplätzen, die mit der Verarbeitung und dem Vertrieb von Bioprodukten in Verbindung stehen.

Neben den wirtschaftlichen Aspekten hat die von einer wachsenden Anzahl von Landwirten übernommene ökologische Denkweise auch positive Auswirkungen auf die Regionen. Denn diese Praktiken tragen zum Erhalt der Landschaft und ihrer biologischen Vielfalt bei. Die Agroforstwirtschaft ist hierfür ein Beispiel: Das Pflanzen von Bäumen und Hecken hilft, Kohlenstoff zu speichern, die Bodenstruktur zu verbessern, die Grundwasserverschmutzung zu begrenzen, die Biomasse zu erhöhen und die für das Gleichgewicht der Ökosysteme wesentliche Artenvielfalt zu beherbergen. Auch beim Schutz vor Wetterereignissen wie Dürren oder Überschwemmungen spielt die Gestaltung der Landschaft eine wichtige Rolle.

Und damit die Menschen die vielen Dimensionen ihres Berufs entdecken können, öffnen die Landwirte nun die Türen ihrer Betriebe. Überall in Europa gibt es ländliche Tourismusangebote. 2017 haben 23.406 landwirtschaftliche Betriebe in Italien Touristen beherbergt (+3, 3% gegenüber 2016). In Frankreich macht der Agrotourismus fast ein Drittel des gesamten Tourismus aus.
Präsentation landwirtschaftlicher Aktivitäten, Teilnahme an der Weinlese, Verkostung lokaler Produkte - der Agrotourismus wertet die lokalen Erzeugnisse, Landschaften, die Architektur und die Gemeinden auf und aktiviert das Leben der Region. Wer hätte vermutet, dass hinter einem Apfel aus dem Supermarkt letztendlich eine solche Kette von Akteuren steht ?